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1.3.2 Absätze in Erzählungen

Absätze gliedern den Text in die einzelnen Gedankengänge, die er enthält.  Jedesmal, wenn ein neuer Gedanke ansetzt, wird auch ein neuer Absatz begonnen.  In Erzählungen kann dies der Fall sein, wenn ein Aspekt beendet ist und ein neuer erzählt wird.

»Und ich«, sagte Legolas, »werde alle Pfeile nehmen, die ich finden kann, denn mein Köcher ist leer.« Er durchstöberte den Haufen und suchte den Boden ab und fand nicht wenige, die unbeschädigt waren und einen längeren Schaft hatten als jene Pfeile, die die Orks gewöhnlich benutzten. Er sah sie sich sehr genau an.

Und Aragorn sah sich die Gefallenen an und sagte: »Hier liegen viele, die nicht Diener von Mordor sind. Einige stammen aus dem Norden, aus dem Nebelgebirge, wenn ich überhaupt etwas von Orks und ihren Rassen verstehe. Und hier sind andere, die mir fremd sind. Ihre Ausrüstung ist ganz und gar nicht nach der Art von Orks!«

Hier haben wir zwei Absätze, die zwei Gedanken widerspiegeln.  Der erste ist, dass Legolas Pfeile sucht, der zweite ist, dass Aragorn die erschlagenen Orks untersucht.  Jeder Gedanke erhält einen Absatz.

Einige Erzählungen enthalten Monologe, also wörtliche Rede, bei der nur eine Figur spricht.  Solange dieser einen einzelnen Gedanken verfolgt, wird alles in einen Absatz gestellt.  Auch Unterbrechungen der wörtlichen Rede, die Handlungen beschreiben, die zu demselben Gedanken gehören, kommen in diesen einen Absatz:

»Das Horn von Boromir!«, rief er. »Er ist in Not!« Aragorn sprang über die Stufen und eilte den Pfad hinunter. »O weh! Ein böses Geschick liegt heute auf mir, und alles, was ich tue, läuft falsch. Wo ist Sam?«

An dieser Stelle wechselt der Gedanke (Suche nach Sam), daher wird hier der Absatz beendet.

Absätze in Dialogen

Viele Erzählungen enthalten Dialoge (siehe 3 Dialoge).  Dialoge sind dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Figuren miteinander sprechen.  Dabei tauschen die Figuren Gedanken aus.  Wir haben daher einen steten Wechsel der Gedanken, entsprechend haben wir auch ständig neue Absätze.  Oft kann man am neuen Absatz allein schon erkennen, dass die betrachtete Figur wechselt:

»Leb wohl, Aragorn! Geh nach Minas Tirith und rette mein Volk! Ich habe versagt.«

»Nein!«, sagte Aragorn, nahm seine Hand und küsste ihn auf die Stirn. »Du hast gesiegt. Wenige haben einen solchen Sieg errungen. Sei beruhigt! Minas Tirith soll nicht fallen!«

Boromir lächelte. 

»In welcher Richtung sind sie gegangen? War Frodo da?«, fragte Aragorn.

Aber Boromir sprach nicht mehr.

»O weh!«, sagte Aragorn. »So stirbt der Erbe von Denethor, des Herrn des Turms der Wache! Das ist ein bitteres Ende. Jetzt ist die Gemeinschaft ganz zerstört. […]«

Das ständige Hin und Her des Gedankenaustauschs in einem Dialog wird durch Absätze gekennzeichnet.  Dabei ist zu beachten, dass nach Stirn kein neuer Absatz beginnt, weil weiterhin Aragorn agiert, ebenso im letzten Absatz, der in einen Monolog übergeht.  Nach lächelte hingegen beginnt ein neuer Absatz, weil Boromir lächelt, aber Aragorn danach spricht.

Ein guter und sehr visueller Vergleich ist der mit den Schnitten in einem Film.  Um Dialoge in Filmen spannend zu gestalten, wird bei jedem Sprecherwechsel ein Schnitt gemacht.  Diese Schnitte entsprechen den Absätzen.  Hier ist ein Beispiel für einen solchen Dialog im Film: I Don’t Tip aus Reservoir Dogs von Quentin Tarantino.


Absätze sind eins der wichtigsten Mittel, um längere Texte aufzulockern.  Niemand liest gerne einen langen Text ohne Absätze, denn die Optik suggeriert schon, dass der Text einen einzelnen endlos langen Gedanken behandelt.  Eine Seite, die keinen einzigen Absatz enthält, schreckt viele Leser ab.

Dialoge hingegen, die immer wieder zu kurzen Zeilen führen, vermitteln den Eindruck eines abwechslungsreichen Textes.


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