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8.2.2 Kommentare

Das Lektorat eines Textes führe ich durch, indem ich Kommentare an den Text anfüge.  Kommentare fügt man ein, indem man den Cursor platziert oder einen Bereich markiert und dann rechtsklickt.  Im Kontextmenü wählt man dann Kommentar einfügen aus und kann im erscheinenden Kommentarfenster rechts von der Seite den Kommentartext eingeben.

Kommentare werden mit dem Dokument gespeichert, können aber ausgeblendet werden (Ansicht → Kommentare).

Kommentare – wie aufgezeichnete Änderungen – sind einem Benutzer zugeordnet (der auch am unteren Rand des Kommentars genannt wird).  Entsprechend bekommen Kommentare auch verschiedene Farben.

Auf Kommentare anderer Benutzer kann man antworten, der Kommentar wächst dann in verschiedenen Farben nach unten.

Da dies schnell unübersichtlich wird, ist es hierbei grundsätzlich von Vorteil, wenn der Text als Normseiten vorliegt.  Die meisten anderen Formatierungen bieten schlicht nicht genügend Platz.

Kommentare kann man als erledigt markieren.  Erledigte Kommentare kann man gesondert ausblenden (Ansicht → Erledigte Kommentare).  Im Alltag macht es Sinn, die Kommentare dann als erledigt zu markieren, wenn man die Bemerkung des Lektors bearbeitet hat, also seinen Vorschlag eingebaut hat oder sich bewusst entschieden hat, diesen Vorschlag zu ignorieren.

Lektoratskommentare

Viele meiner Kommentare sind nur kurze Vorschläge für eine Alternative zu dem markierten Original, wie in dem Beispiel oben.  Der Vorschlag ist, fahre durch fuhr zu ersetzen.  Wenn der Grund für den Vorschlag offensichtlich sein sollte, steht er nicht da.  Wenn ich denke, dass es einer Erklärung bedarf, steht diese ab Zeile zwei im Kommentar.

Andere Kommentare machen keinen konkreten Vorschlag, sondern bemerken nur etwas, z. B. eine Wortwiederholung.  Manchmal mache ich einen Vorschlag, wie diese vermieden werden kann, doch grundsätzlich ist es nicht Aufgabe des Lektorats, eine bessere Version des Textes zu schreiben.  Wenn also eine Flut von wieder in mehreren Sätzen im Text zu finden ist, markiere ich das, aber ob diese dann durch erneut, nochmal oder ein weiteres Mal ersetzt werden oder ob lieber eine grundsätzliche Umformulierung des Textes erfolgt, liegt nicht im Aufgabenbereich des Lektorats, sondern beim Autor oder der Autorin.

Viele Kommentare erklären das Problem kurz als Stichwort in der ersten Zeile und dann etwas ausführlicher – manchmal mit einem konkreten Formulierungsvorschlag – in den folgenden Zeilen.  Typische Stichworte sind:

  • falsches Wort / falsche Phrase
    Ein Wort oder eine Phrase wird falsch genutzt.

    Er sollte sich nicht zu versichert fühlen

    Er wollte nichts über die Knie brechen.

  • streichen
    Der markierte Teil kann ersatzlos entfallen.  Er trägt nichts (oder nicht genug) zum Kern des Textes bei.

    Wie in einer Zeitlupe …

    → Wie in Zeitlupe …

    Er drückte die Klinke hinab und ging durch die Tür.

    → Er ging durch die Tür.

  • wiederholt
    Ein Wort oder eine Phrase tritt wiederholt (mit zu wenig Abstand) im Text auf.

    Und wieder kam er wieder zu ihr.

    Sie rannten ihm die Türen ein. Am nächsten Tag wurde es noch schlimmer, und sie rannten ihm wieder die Türen ein.

    Die Jungs nahmen dem Mädchen das Geld ab und trollten sich. Anschließend fuhren die Jungs in die Stadt. Nach einer durchzechten Nacht schliefen die Jungs ihren Rausch in einem Gebüsch aus.

  • doppelt
    Ein Umstand wird auf mehrere Arten im Text beschrieben.

    Nach dem Schlag blieb eine leicht oberflächliche Rötung.

  • holpert
    Ein Satz ist nicht gut gestaltet, liest sich nicht gut.  Das kann viele Gründe haben.

    Es sollte auf einen gewissen Punkt hin hinauslaufen.

  • irreführend
    Etwas leitet die Gedanken des Lesers in eine bestimmte Richtung, die nicht intendiert und/oder der Geschichte nicht dienlich ist.

    Er zog die Pistole aus der Manteltasche, mit der er schon drei Menschen erschossen hatte.

    Sie kam im weißen Kleid mit Schleppe und Schleier zu ihm. Er half ihr aufs Pferd, und dann ritten sie zur Jagd.

    In der Tür steckte eine Scheibe. Doch das Glas war zerbrochen, sodass die Tür kein Hindernis mehr darstellte.

  • umständlich

    Die im Schlaf befindliche Krankenschwester …

    → Die schlafende Krankenschwester …

  • inkonsistent
    Dinge im Text widersprechen sich.

    Er stieg aus dem Auto aus und trat aufs Gas.

  • hölzern
    Bezieht sich auf Dialoge.  In der Regel sagt eine Figur Dinge, die nicht so recht zu ihrer Charakterisierung passen wollen und denen man anhört, dass sie genau das sind, was die Geschichte in die geplante Richtung voranbringen soll.

    »Oh, seht ihr die kleine Tür da oben an der Felswand? Ich glaube, dahinter werden wir wohl den Schatz finden. Lasst sie uns erkunden!«

  • Umgangssprache

    Erst mal ging er duschen.

    → Erst einmal …

  • Klischee
    Das kann ein sprachliches Klischee sein:

    Sie kamen auf dem Planeten an, auf dem sie noch große Abenteuer erleben sollten!

    Es kann aber auch ein inhaltliches Klischee sein, z. B. der unerwartete Retter in letzter Sekunde aus höchster Not.
  • unplausibel
    Der Text ist dem Leser an dieser Stelle unplausibel – entweder ist das, weil Figuren sich nicht gemäß ihrer Charakterisierung verhalten oder weil Ereignisse ohne erkennbaren logischen Zusammenhang geschehen.  Oft kombiniert mit sprachlichen Mitteln, die diesen logischen Zusammenhang suggerieren.

    Er ging ins Wohnzimmer, um sich abzuduschen.

  • unklar
    Dem Leser bleibt hier etwas unklar.

    Er schaute zum Bullauge, dann zum Schott. Es näherten sich Schritte von außen.

  • schwammig

    Er lief eine ziemlich lange Weile durch die Gänge.

    Er fühlte sich anders.

  • flapsig

    Der Baum fiel um und knallte auf das Auto.

  • unmotiviert
    Eine Handlung wird im Text beschrieben, bei der der Leser nicht nachvollziehen kann, warum die Figur sich so verhält, wobei der Text aber suggeriert, dass dies nachvollziehbar sei.
  • irrelevant
    Ein Textteil ist für die Geschichte nicht relevant.  Oft ist es ein Nebengedanke, der keine Konsequenz in der Geschichte hat.
  • non sequitur (lat.: »folgt nicht«)
    Etwas im Text ergibt sich nicht aus dem davor, etwas scheint aus heiterem Himmel erwähnt zu werden oder etwas wird sprachlich als logisch folgernd verkauft, ist es aber nicht.

    Er ging in die Küche, schließlich war er kein Kind mehr.

    Nachdem sie gegessen hatten, unterhielten sie sich über den Urlaub. Aber er hatte ja sein Studium noch nicht abgeschlossen, also aß er weniger.

    Wenn jemand etwas von ihm benutzte, wollte er gefragt werden. Schließlich war er auch immer vorsichtig mit seinen Sachen, damit nichts kaputtging.

  • böses Inquit
    Ein Inquit (siehe 3.1 Inquits) beschreibt zu viel zusätzlich oder benutzt Verben, die nicht dazu passen, dass etwas gesagt wird.

    „Mach mir keinen Ärger“, stiert er sie an.

    Er kramte in seiner Tasche: „Hier muss sie doch irgendwo sein!“

    „Oh nein!“, rief er erstaunt über die Tatsache, dass nichts an diesem Tag so funktionieren wollte, wie er es sich erhofft hatte.

Fragen in Kommentaren

Viele meiner Kommentare sind als Fragen formuliert, z. B. Warum geht Paul nicht selbst ins Lager?

Diese Fragen bitte nicht falsch verstehen!  Es sind keine Fragen des Lektors an den Autor oder die Autorin, sondern es ist die Vermutung des Lektors, dass der Leser sich an diesen Stellen diese Fragen stellen wird.  Gemeint ist hier also:  Der Leser fragt sich hier, warum Paul nicht selbst ins Lager geht.  Folglich geht es auch an der Idee der Kommentare vorbei, wenn man mit Erklärungen reagiert.  Dies wird den Text nicht verbessern.  Oft kann ich mir diese Erklärung sogar schon denken, vermute aber, dass die Leser an dieser Stelle stolpern werden.

Die richtige Reaktion ist hier in der Regel, den Text zu verändern.

Antworten auf Kommentare

Antworten auf Lektoratskommentare sind nicht notwendig oder zielführend, es sei denn, etwas an dem Kommentar selbst war unklar.  Dann kann man natürlich nachfragen, was ich denn gemeint habe.  Es kommt vor, dass ich nach einer Nachfrage selbst erkenne, dass ich nur etwas falsch verstanden habe.  In einigen der Fälle hat sich der Kommentar damit erledigt, in anderen wirft diese Situation die Frage auf, ob nicht andere Leser dasselbe Missverständnis haben werden.

Ignorieren von Kommentaren

Will man meinen Lektoratskommentar ignorieren, ist eine Begründung unnötig.  Das kann man gerne tun, und ich erwarte keine Erklärungen.  Ich bin auch nicht gekränkt oder irritiert, wenn jemand meine Kommentare einfach auf erledigt setzt, ohne den Text zu verändern.  Meine Kommentare sind Vorschläge.  Wenn der Autor oder die Autorin eine andere Ansicht zu dieser Stelle hat und auch keinen Diskussionsbedarf verspürt, ist das für mich in Ordnung.


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