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4.6 Schwierigkeiten von Anfängen

Anfänge von Geschichten sind immer davon geprägt, dass die Leserschaft noch nichts über die Geschichte weiß.  Jede andere Stelle der Erzählung kann sich auf das davor Erzählte beziehen und stützen.  Figuren sind überall sonst schon eingeführt, das Setting ist geklärt, die Handlung schon vorangeschritten.  Nur der Anfang weist diese besondere Eigenschaft auf, dass noch jeder Unterbau fehlt.

Entsprechend ungewohnt und herausfordernd ist diese Stelle, was sie auch besonders anfällig für Fehler macht.

Es gibt hunderte von Ratgebern für Anfänge, die sich vor allem auf literarische Hinweise fokussieren (gute erste Sätze, starke Hooks, schnelles Etablieren von möglichst interessanten Fragen, markantes Charakterisieren der Figuren, emotionale Bindungen anbieten usw.).

Dieser Text hier beschäftigt sich vorrangig mit (den Regeln) der Sprache der Erzählung, so auch mit der Sprache der Anfänge.  Denn durch die oben genannte Sonderstellung eines jeden Anfangs gibt es auch besondere Anforderungen und Probleme, was die Sprache von Anfängen angeht.


Zu Beginn einer Erzählung treten Figuren auf, von denen wir noch nichts wissen.  Sie können beschrieben werden und sie können agieren.  Sie handeln in Situationen, über die wir noch nichts wissen.  Auch diese Situationen können beschrieben werden und sie können sich entwickeln.  Ebenso können Gegenstände und viele, viele andere Dinge aus der erdachten Welt (Gruppen, Riten, gesellschaftliche Normen, Lebensweisen, Naturphänomene, Magie, Technologie usw.) vorkommen und in die Handlung einfließen.

Gut charakterisierte Figuren haben einen Hintergrund, einen Werdegang bis zu dieser Stelle, wo der Anfang der Geschichte ist.

Auch die beschriebene Situation hat einen Hintergrund.  Irgendwie ist es zu dieser Situation gekommen.  Weiß man das nicht, ist die Situation vielleicht irritierend.

Die Gegenstände, Riten, Magie, Technologie – sie alle haben Hintergründe, eine bestimmte Vorgeschichte, die es erleichtern würde, sie zu verstehen – wenn man denn davon erführe.

Der Versuch, das alles möglichst schnell (und dann eben oft nicht gut strukturiert) zu erzählen, führt oft zu typischen Problemen:


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