4.3.1 Lange ← Rückblicke ← Die Sprache der Erzählung

4.3.1 Lange Rückblicke (Perfekthäufungen)

Wenn ein Rückblick sehr lang ist, können sich die Formulierungen im Perfekt oder Plusquamperfekt häufen:

Tomas war schon lange Firmenchef. Er hatte die Firma von seinem Vater übernommen, dann erweitert und schließlich durch Fusionen als Marktführer etabliert. Er hatte die Brim AG geschluckt und die Ludersdorfer Werke in den Ruin getrieben, und schließlich hatte er sich mit einem komplizierten Plan daran gemacht, den letzten Platzhirsch in der Region anzugreifen. Doch es hatte noch einige Jahre gedauert, bis er endlich auch die alten Zementwerke hatte aufkaufen können. Er war endlich zufrieden mit sich und der Welt. Nur das aufgebaute Monopol ließ ihn nachts gut schlafen.

So etwas ist korrekt, liest sich aber durch die vielen hatte nicht gut, besonders wenn tatsächlich eine längere Handlung, womöglich über mehr als eine halbe Seite, im Rückblick steht.

In solchen Fällen kann man sich behelfen, indem man den Anfang eines solchen Rückblicks im Plusquamperfekt hält, dann aber bei einem Absatz ins Präteritum wechselt und ein Signalwort verwendet, um dem Leser anzuzeigen, dass der Rückblick noch weitergeht:

Tomas war schon lange Firmenchef. Er hatte die Firma von seinem Vater übernommen, dann erweitert und schließlich durch Fusionen als Marktführer etabliert.

Er schluckte damals die Brim AG und trieb die Ludersdorfer Werke in den Ruin, und schließlich machte er sich mit einem komplizierten Plan daran, den letzten Platzhirsch in der Region anzugreifen. Doch es dauerte noch einige Jahre, bis er endlich auch die alten Zementwerke aufkaufen konnte.

Heute war er endlich zufrieden mit sich und der Welt. Nur das aufgebaute Monopol ließ ihn nachts gut schlafen.

Die Signalwörter damals und heute – zusammen mit den dort passend gesetzten Absätzen – zeigen dem Leser an, dass der Rückblick fortgeführt wird bzw. jetzt beendet ist.

Wie lang die Einleitung im Plusquamperfekt sein sollte, ist wieder keine exakte Wissenschaft – meist geht man von einigen Sätzen aus, damit der Leser gut darauf eingestimmt ist, sich in einem Rückblick zu befinden.  (Um die Beispiele kurz zu halten ist die Einleitung hier generell etwas knapp.)

Ist der Rückblick so lang, dass man meint, den Leser zum Ende des Rückblicks daran erinnern zu wollen, dass er sich in einem Rückblick befindet, kann man auch gegen Ende des Rückblicks wieder für einige Sätze ins Plusquamperfekt wechseln, und das wieder mit einem Absatz kombinieren:

Tomas war schon lange Firmenchef. Er hatte die Firma von seinem Vater übernommen, dann erweitert und schließlich durch Fusionen als Marktführer etabliert.

Er schluckte damals die Brim AG und trieb die Ludersdorfer Werke in den Ruin, und schließlich machte er sich mit einem komplizierten Plan daran, den letzten Platzhirsch in der Region anzugreifen.

Doch es hatte noch einige Jahre gedauert, bis er endlich auch die alten Zementwerke hatte aufkaufen können.

Heute war er endlich zufrieden mit sich und der Welt. Nur das aufgebaute Monopol ließ ihn nachts gut schlafen.

In einer Präsenserzählung wird für einen langen Rückblick einleitend ins Perfekt gewechselt, dann mit einem Signalwort ins Präteritum, und schließlich zum Ende des Rückblicks wieder mit einem Signalwort ins Präsens:

Tomas ist schon lange Firmenchef. Er hat die Firma von seinem Vater übernommen, dann erweitert und schließlich durch Fusionen als Marktführer etabliert.

Er schluckte damals die Brim AG und trieb die Ludersdorfer Werke in den Ruin, und schließlich machte er sich mit einem komplizierten Plan daran, den letzten Platzhirsch in der Region anzugreifen. Doch es dauerte noch einige Jahre, bis er endlich auch die alten Zementwerke aufkaufen konnte.

Heute ist er endlich zufrieden mit sich und der Welt. Nur das aufgebaute Monopol lässt ihn nachts gut schlafen.

Und mit einem Wechsel ins Perfekt kurz vor Ende des Rückblicks:

Tomas ist schon lange Firmenchef. Er hat die Firma von seinem Vater übernommen, dann erweitert und schließlich durch Fusionen als Marktführer etabliert.

Er schluckte damals die Brim AG und trieb die Ludersdorfer Werke in den Ruin, und schließlich machte er sich mit einem komplizierten Plan daran, den letzten Platzhirsch in der Region anzugreifen.

Doch es hat noch einige Jahre gedauert, bis er endlich auch die alten Zementwerke hat aufkaufen können.

Heute ist er endlich zufrieden mit sich und der Welt. Nur das aufgebaute Monopol lässt ihn nachts gut schlafen.


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